Anfänglich friedliche „Wir sind alle Linx“-Demonstration eskaliert5 Minuten Lesezeit

Am 18. September fand in Leipzig die „Wir sind alle Linx“ Demo statt, zu der das gleichnamige Kampagnenbündnis bundesweit mobilisiert hat. Die Gründe für die Demonstration waren folgende:

„In Zeiten von nazistischen Terror wie in Halle oder Hanau, fast 500 untergetauchten Neonazis, der Existenz der AfD oder den Freien Sachsen, dem offenen Agieren von Antisemiten und Verschwörungserzählenden bei »Querdenken«, extrem rechten »Einzelfällen« bei der Polizei, fällt der Politik trotzdem nicht viel mehr ein, als antifaschistisches Engagement zu diffamieren.“

Q: https://kreuzer-leipzig.de/2021/09/17/wir-sind-alle-linx-demonstriert-in-leipzig/

Bild: Paul P.


Neben dem fordern eines organisierten Antifaschismus, der nicht kriminalisiert wird, solidarisierte sich die Demo außerdem mit der sich im Gefängnis befindenden, Antifaschistin Lina E. Ihre Mutter sprach am Anfang der Demo, sie bedankte sich für die Solidarisierung mit ihrer Tochter und klagt unter anderem an, dass das Geschlecht der Hauptangeklagten Grund für teilweise unmenschliche Berichterstattung ist.

„Empörend finde ich die hetzerischen, sexistischen und menschenverachtenden Inhalte einiger Pressehäuser.“

(Voller Redebeitrag der Mutter (alle anderen Redebeiträge): https://www.l-iz.de/leben/gesellschaft/2021/09/liveticker-zu-freelina-an-tagen-wie-diesen-411095)

Bild: Paul P.

5000 Demonstrant*innen zogen am Nachmittag vom Grassimuseum bis zum Connewitzer Kreuz. Auf dem Weg bis hin zur Dimitroff-Polizeiwache war die Demo komplett friedlich bis auf Rauchtöpfe und Bengalos. Nach der Zwischenkundgebung dort, eskalierte die Lage schlagartig. Flaschen, Raketen, Böller und weitere Gegenstände wurden auf die Polizeiwache geworfen. Dass das passieren wird, war eigentlich vorhersehbar, da das genau diese Wache ist, in der die Gefangenensammelstelle ist. Die Wache in der sich regelmäßig Aktivist*innen wegen politischen Aktionen unverhältnismäßigen polizeilichen Maßnahmen hingeben müssen.

(Beispiel: Die polizeilichen Repressionen gegen die Aktivist*innen von Cancel LEJ: https://copwatchleipzig.home.blog/2021/07/14/statement-zur-pressekonferenz-zu-cancellej-am-14-7-21/)

Bild: Paul P.

Danach zog die kämpferische Demo, die in mehrere Blöcke aufgeteilt war, weiter bis zum Connewitzer Kreuz. Bis zu diesem Punkt war die Demo auch relativ friedlich, bis auf den Punkt, dass der schwarze Block der Demo auf dem Weg dorthin mit Steinen und Pyrotechnik die Bankfilialen verschiedenster Banken zerstört hat. Unterstrichen werden muss aber, dass der Großteil der Demonstrierenden friedlich gesinnt war.

Bild: Paul P.

Während der gesamten Demonstration konnte man nahezu keine Polizeibeamt*innen, bis auf die Kommunikationsbeamt*innen, sehen. Nur in Seiten- und Parallelstraßen konnte man hier und da ein Blick auf rasende Polizeiautos erhaschen.

Am Ende der Demonstration, am Connewitzer Kreuz, nachdem die Wir sind alle LinX Demonstration aufgelöst wurde, begann die Situation zu eskalieren. Barrikaden wurden gebaut und angezündet und mit dem plötzlichen Erscheinen der Polizei und einigen Wasserwerfern ging auch der Kampf zwischen diesen beiden Seiten los. Steine gegen die scheinbar unermessliche Kraft einer fahrenden Festung. Barrikaden gegen die unermüdliche Kraft eines Räumpanzers. Doch die Gewalt ging nicht nur von den Aktivist*innen aus. Man konnte auch wieder unverhältnismäßige Gewalt der Polizei erblicken. Ein Wasserwerfer, der mit Absicht auf Pressevertreter*innen gerichtet wird. Pressevertreter*innen, die bepöbelt, beleidigt, geschlagen und gepfeffert werden. Journalist*innen, die aktiv von ihrer Arbeit abgehalten werden und Demonstrant*innen, auf die mehrere Minuten lang eingeschlagen wird.

Bild: Cali Stein


Wenn man solche Bilder sieht, solche Szenen erlebt, fragt man sich nicht nur, wie einige Aktivist*innen ihr Auftreten zu begründen versuchen, sondern auch, wie die Polizei versuchen wird ihre unverhältnismäßige Gewalt gegen Aktivist*innen und Pressevertreter*innen zu begründen, ohne darauf hinzuweisen, dass einige Beamt*innen ihre Macht ausgenutzt haben.

Cali Stein

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