Querdenken Proteste in Leipzig mit Versuch zur „Revolution“5 Minuten Lesezeit

Die Corona-Pandemie ist noch immer im vollen Gange, Inzidenzen steigen bundesweit massiv an, die Todesfälle seit Beginn der Pandemie liegen in Deutschland bei fast fünf Millionen. Dennoch demonstrieren jeden Montag in Leipzig Querdenker*innen für „Freiheit und gegen Diktatur“. Doch neben den Montagsprotesten der „Bürgerbewegung Leipzig“ fand am letzten Samstag, den 06. November 2021 auch eine weitere bundesweite Querdenken-Demonstration in Leipzig statt.

Wie letztes Jahr sind am Samstag Neonazis und Querdenker*innen auf die Straße gegangen, nachdem im Vorhinein bundesweit mobilisiert wurde zur gemeinsamen „Revolution“. Im letzten Jahr ist der Protest – an den dieser anschließen sollte – massiv eskaliert. Polizist*innen, Antifaschist*innen, Journalist*innen und unbeteiligte Bürger*innen wurden angegriffen und teilweise mit Pyrotechnik beworfen. Dieses Ausufern gab es in diesem Jahr nicht, dennoch waren die Proteste keinesfalls friedlich.

Bild: Cali Stein
Querdenker*innen versuchen auf an einem Polizeikrankenwagen aus der Polizeikette auszubrechen.

Durch die Coronaschutzverordung der Landesregierung Sachsen besteht in Leipzig derzeit die Vorwarnstufe, weshalb Demonstrationen nur mit maximal 1000 Teilnehmer*innen stationär abgehalten werden dürfen. Gegen diese und weitere Auflagen hat die Querdenken-Bewegung am Samstag verstoßen.

Nachdem nach nicht einmal zwei Stunden aus dem eingegitterten Versammlungsbereich auf dem Augustusplatz ausgebrochen wurde, liefen Querdenker*innen erst einmal ungehalten über die Goethestraße, wo sie dann erst von Antifaschist*innen blockiert und danach von Polizeikräften eingekesselt wurden. Der Zug der Neofaschist*innen wurde von Minute zu Minute aggressiver und wagte dann auch einige Ausbruchsversuche, die verhindert wurden. Einige wurden verhaftet, gepfeffert und der Rest zurückgedrängt.

Anders als im letzten Jahr kann man sagen, dass insgesamt die großen Aufmärsche der Querdenker*innen verhindert wurden, wahrscheinlich auch, weil in diesem Jahr viel weniger von ihnen erschienen. Dennoch konnten diese oft einige Meter laufen, auch ungehindert. Nachdem der verbotene Zug auf der Goethestraße nämlich vorbei war, teilten sich die Schwurbler*innen zu Gruppen mit einigen Hundert auf und liefen durch die Innenstadt. Dabei wurde eine dieser Gruppen mit ungefähr 300 Menschen komplett gekesselt und alle Identitäten wurden festgestellt.

Bild: Cali Stein
Ein Querdenker in einem SternTV-Interview

Die Polizeitaktik in diesem Jahr war zwar wirr, weil die Polizist*innen aus anderen Bundesländern oft überhaupt nicht wussten, wo sie hin mussten, dennoch kann man sagen, dass sie bessere Arbeit als im letzten Jahr geleistet haben und die Züge über den kompletten Ring verhindern konnten, das schätzte so auch der Polizeisprecher Hoppe ein.

Bild: Cali Stein
Einige Autos werden durch die Menge geleitet.

Die antifaschistischen Gegenproteste, die überall in der Stadt als Kundgebungen verteilt waren, sind an diesem Tag trotzdem unabdingbar gewesen. Das ein oder andere Mal haben sie vor der Polizei die Züge blockieren können. Dennoch haben die Querdenkenden es immer wieder geschafft, auch Journalist*innen zu attackieren. Die Neonazigruppe um Sven Liebich zum Beispiel hat, wie schon im vergangenen Jahr, Journalist*innen massiv angegriffen. Mit dabei war auch Caroline K., die bereits im letzten Jahr an einem Angriff auf Journalist*innen beteiligt war und bis dahin als Erzieherin in einem halleschen Kindergarten arbeitete. Bis auf einzelne Angriffe, kam es jedoch nicht weiter zu größeren Ausschreitungen.

Wasserwerfer aus Thüringen auf dem Innenstadtring //LZO

Cali Stein

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